Mittwoch, 13. Februar 2013

Do-It-Yourself & Karneval


"... ich hoffe schon, daß so vielleicht über den anderen, kreativen und bunten Teil des Kölner Karnevals mal etwas mehr bekannt wird, fern von Komasaufen, Kaufkostüm und verordneter Vereinsfröhlichkeit."

schrieb mir eine Leserin als Kommentar zu meinen Karnevalsposts in diesem Blog, die ich nun sechs Wochen lang in unregelmäßiger Folge geschrieben habe. Dass diese Beiträge ihre Leser gefunden haben, hat mir auch die Statistik gezeigt, und mich natürlich sehr gefreut. Es ist mir wirklich wichtig, dass sich Menschen trauen, sich zu verkleiden & ihre Kostüme selber zusammenzustellen oder zu nähen und die Freude erleben, die ein solches Kostüm macht, weil ich das selbst immer wieder erlebe. Und auch denjenigen, die ein solches schönes Kostüm sehen, macht das Freude, wie ich aus vielen Reaktionen auf der Straße oder in den Sälen weiß. 

Ich finde zum Beispiel die vielen frei improvisierten Gardekostüme, die man hier in Köln auf den Straßen an Karneval immer wieder sieht - einschließlich der opulenten Dreispitze - tausend Mal spannender als die der großen Garden ( die man dann auch noch in Monokultur  über 500 Meter am Zug ansehen muss ), Kostüme, garniert mit den Litzen von Omas Brokatdeckchen, Vorhangtroddeln, Steppdecken, Spitzendeckchen, die Hüte aufgehübscht mit allem, was man im Ein - Euro - Shop oder am Schießstand ergattern kann. Ich kann mich an solchen Kostümen nicht satt sehen.

Die Läden der Kostüm - Discounter hingegen deprimieren mich: ganze Rundständer voll  mit dem gleichen Kostüm zu überhöhten Preisen, mit der heißen Nadel genäht, aus Stoffen, mit denen man nicht offenen Feuern nahe kommen sollte...
Ich habe noch nie Geld für solche Kostüme ausgegeben und Zeit meines Lebens meine Karnevalsverkleidungen und die der Kinder selber gemacht, sei es, indem ich Vorhandenes verändert  oder Alltagsmaterial umfunktioniert habe, sei es, dass ich ganz neu genäht habe. Einzig Hüte und Perücken werden gekauft; es gibt aber auch viele selbst gemachte Hüte und Perücken in meinem Schrank. Und so, wie ein Hut gekauft wird, bleibt er auf jeden Fall NICHT.

In meiner Karnevalsgruppe ist es üblich, dass jeder sein Kostüm selber näht, nicht wie in anderen Gruppen, die ihre Verkleidungen für den Zoch im Ausland nähen lassen. Und wer nicht selber nähen kann, für den näht die Ehefrau oder Freundin oder der Ehemann ( ja, das gibt es bei uns in der Gruppe auch! ), manchmal die Mutter oder Oma oder auch schon mal die türkische Änderungsschneiderin in Berlin ( wie in diesem Jahr geschehen ), die Schwägerin für den Schwager, die Tante für die Neffen. Und die so Begünstigten revanchieren sich mit einer anderen Gefälligkeit. 
Die Schnitte werden selbst von einigen versierten Mitgliedern erstellt, mal schneidet jeder selber zu, mal macht das eine Gruppe für alle anderen - das hängt immer vom Kostüm ab. Und Läppchen schneiden können auch die, die sonst die Instrumente in der "Blos- und Bumskapell" spielen oder die Großobjekte bauen. 
Viele nähen gerne in der großen Gruppe, andere - wie ich - bevorzugen die heimische Klausur. Klar, dass die versierteren Näherinnen den Anfängern technische Hilfe leisten oder dass selbst herausgefundene Kniffe an die anderen weitergegeben werden. Accessoires werden für andere mitbesorgt und trotzdem ist jedes Kostüm immer wieder anders. Was alle gemeinsam haben ist das Wohlgefühl, das sich einstellt, wenn man so kostümiert auf dem Aufstellplatz vor dem Zoch steht...




Und so gestylt bis in die Schuhspitzen - das ist das Werk eines Karnevalsfreundes. Toll, nich? Da kann Pr*da noch was lernen!

Kostümteile werden übrigens auch teilweise wieder reaktiviert oder ausgeliehen. Mein Mann trägt hier die Jacke einer Karnevalsfreundin aus der Session 2011 (hier), seine Jacke von damals der Sohn eines befreundeten Paares. Nur mein Kostüm ist funkelnagelneu. Nach anfänglicher Skepsis hat es mir Spaß gemacht, die Knallfarben zu tragen. Hatte etwas von karnevalistischem Supermann...



;-) Astrid




4 Kommentare:

  1. Ihr seht wunderwundersüß und schön und glücklich aus!!! Zum Glück kenne ich auch das Gefühl, in selbst zusammengestellten und gebastelten Kostümen durch die Straßen zu ziehen und bin überzeugt, dass du hier ein sehr positives Bild des kölschen Karnevals gegeben hast! :-)
    Dank' dir für die vielen Karnevaleinträge und eine erholsame Fastenzeit euch!

    Nach der Session ist vor der Session!
    In diesem Sinne liebe Grüße ins Rheinland,
    Steffi

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  2. Liebe Astrid,
    lieben Dank für deinen Kommentar bei mir! Er hat mich neugierig gemacht. Was machst du denn beruflich?
    Liebe Grüße! Sonja

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  3. Hallo Astrid,
    ich bin kein Karnevalsjeck und ich meide weitgehend das karnevalistische Treiben. Meine Gattin ist da etwas aktiver. Mit unserer Kleinen sind die beiden in diesem Jahr das erste Mal mit einer Fußgruppe der Grundschule mitgegangen. Meine Gattin ist ja eine begeisterte Näherin, so sie die Kostüme ohnehin selbst genäht hat. Auch in den vergangenen Jahren hat sie - vor allem für unsere Kleine - regelmäßig Karnevalskostüme selbst genäht.

    Gruß Dieter

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  4. Hallo, ich bin seit ein paar Wochen Fan deines Blogs und werde es auch bleiben. Ich freue mich über die bunten Karnevalbilder und habe lange überlegt für ein Kostüm. Habe dann deine Läppchen Outfits gesehen und war begeistert, leider hat die Zeit nicht mehr gerreicht um es dieses Jahr umzusetzten. Aber die ersten Reste sind schon zerschnibbelt und ich habe ja jetzt ein Jahr Zeit um meine Reste zu einem tollen Outfit zu verarbeiten. Danke für diese tolle Inspiration. Ich wäre vermutlich nie auf die Idee gekommen es selbst zu nähen.
    Liebe Grüße
    Svenja
    P.S. dieses Jahr hat es nur für selbstgenähte Katzenohren und Schwanz gerreicht, die es Fototechnisch nicht in meinem Blog geschafft haben.

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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