Freitag, 2. Oktober 2015

Von Raif Badawi, Ali Mohammed al-Nimr, der Religion & ihrem Missbrauch



"Finally No Flogging for Today #FreeRaif", twitterte die Ehefrau von Raif Badawi heute um 14 Uhr.


Inzwischen hat er seinen 12. Preis verliehen bekommen, den des österreichischen Freidenkerbundes, den Sir - Karl - Popper - Preis. Gespannt wird auch auf die Verkündung des Nobelpreiskomittees in der nächsten Woche gewartet...

Um auf das Schicksal des saudi-arabischen Bloggers aufmerksam zu machen, veranstaltet die Friedrich - Naumann - Stiftung eine Lesetour seiner Texte mit dem Journalisten und Herausgeber seines Buches, Constantin Schreiber. Begonnen wird damit auf der Frankfurter Buchmesse am Samstag, 17. Oktober 2015.

Ein aktuelles Interview mit seiner Frau, Ensaf Haidar, ist hier nachzulesen, ein weiteres hier zu hören. Zur Zeit scheint eine Zermürbungstaktik bei Ensaf Haidar angewendet zu werden, indem sie total verunsichert wird durch widersprüchliche Nachrichten aus Saudi - Arabien am gleichen Tag : Einerseits wurde sie vom Justizministerium informiert, dass die Akte von Raif zum obersten Gericht weitergeleitet wurde und der Fall noch in Prüfung sei. Andererseits twitterte der saudische Menschenrechtsverband, dass Raif die volle Strafe abgelten muss, also zehn Jahre Haft, die tausend Peitschenhiebe und eine Geldstrafe. Jetzt bewundert mal alle für einen kurzen Moment diese Frau:

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Auch der Fall des 20-jährigen Ali Mohammed al-Nimr ist in der vergangenen Woche endlich in den Blickpunkt des Interesses westlicher Medien geraten, und es waren sogar ausführliche Berichte in den Tageszeitungen zu lesen. 

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Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer, hat zu diesem Fall am Montag eine schriftliche Erklärung abgegeben ( hier nachzulesen ).

Die Hacker der Aktivistengruppe „Anonymous“ haben als Protest gegen die geplante Hinrichtung unter dem Hashtag #OpNimr Dutzende saudische Regierungswebseiten angegriffen und zum Absturz gebracht. In einer Videobotschaft wenden sie sich direkt an König Salman und die saudi-arabische Regierung: 
13 Richter haben das Todesurteil gegen Ali Mohammed al-Nimr bereits bestätigt. Nun muss das Urteil nur noch von König Salman bin Abdulaziz Al Saud verkündet werden. Wir können und werden dies nicht zulassen. Das Justizministerium wurde vor ein paar Tagen ,offline’ gehackt, und dies erwartet auch andere Websites der Regierung." ( Quelle hier )

Ein Statement zum Fall al-Nimr haben – und das wirkt in diesem Zusammenhang fast zynisch – Menschenrechtsexperten der UN abgegeben - hier nachzulesen.

Petitionen zu diesem Fall von Justizwillkür sind hier oder hier zu unterschreiben.

Ali Mohammed al-Nimr soll - laut seinem Urteil - zunächst enthauptet und sein Leichnam dann auf ein Kreuz geschnallt und öffentlich zur Schau gestellt werden. Das ist die gleiche Art & Weise, in der sonst die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) die Todesstrafe an ihren Gegnern vollstreckt. 

Brechreiz verhindert einen eigenen Kommentar. Diese Übersicht, die ich im "Spiegel" gefunden habe, spricht ihre eigene, klare Sprache:

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Das alles geschieht also im Namen der Religion, so wie in jener schwarzen Zeit des Christentums, als Frauen im Namen Gottes als Hexen verbrannt, Männer auf der Streckbänken gefoltert oder geköpft wurden. Wir wissen längst, das Religionen ein Gewaltpotential besitzen, das es machtbesessenen Potentaten & Schriftgelehrten ermöglicht, ihre Völker in Angst und Schrecken zu halten. Das haben sie bereits im Laufe der Menschheitsgeschichte vielfach unter Beweis gestellt. Man kann sie also durchaus für eine essentielle Gefahr für die Zukunft der Menschheit betrachten. Bei der Saudischen Regierung und Justiz oder der Führung des Islamischen Staates ist das nichts anders. Nur: Die einen sind des Teufels, die anderen unsere Verbündeten.

Holla, geht's noch?





7 Kommentare:

  1. Ja, das sind die Nachrichten, die mir ständige latente Übelkeit verursachen und Fassungslosigkeit.
    An manchen Tagen weigere ich mich, Nachrichten zu hören oder zu sehen und flüchte mich in meine kleine Welt.
    Liebe Grüße und dass bei Dir privat bald wieder alles im Lot ist,
    wünscht Dir Petra

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  2. Ehrlich: da kann man nur fassungslos den kopf schütteln.... Danke astrid, dass du das so konsequent u vehement verfolgst und uns immer wieder vor augen führst!
    Lg kathrin

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  3. Es gibt den ollen Spruch: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich ...
    Wie es gerade so gebraucht wird ... Und dann wählt man eben das kleinere Übel ...

    Hut ab vor allen, die den Mut haben sich dagegen aufzulehnen.

    Astrid rechtsrheinisch

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  4. Vielleicht waren wir voreilig, als wir uns so weit vom Mittelalter entfernt wähnten.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  5. Die Parallelen sind unglaublich und die Tatsache, dass überall vermehrt gefordert wird, mehr Flüchtlinge von Saudi-Arabien aufnehmen zu lassen, wirkt in diesem Zusammenhang doch fast zynisch! Ich mag es sehr, dass du an der Thematik dranbleibst und bin froh, dass du die Rolle von Ensaf Haidar nochmal vorgehoben hast!

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  6. Die Frau hat meine vollste Bewunderung. Und danke für die erschreckende Gegenüberstellung, die kannte ich noch nicht. Ja, das sagt alles... LG mila

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  7. Bei jedem Händeschütteln mit diesen Geschäftspartnern müssten alle "Wut"bürger genauso aufschreien, wie zu Bahnhofsplanungen. Aber nichts passiert. Wir sind fassungslos und viel zu oft- stumm. Dank Dir fürs immer weiter berichten!
    LG
    Lisa

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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