Donnerstag, 22. Februar 2018

In memoriam


"Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt habt!"
Aus einem Flugblatt der Weißen Rose




Heute vor fünfundsiebzig Jahren, genau um 17 Uhr, wurden


Sophie Scholl, Hans Scholl & Christoph Probst

nur wenige Stunden nach dem Urteilsspruch des Volksgerichtshofs ,
mit dem Fallbeil hingerichtet -
ermordet,
weil sie zum Widerstand gegen die Diktatur Adolf Hitlers aufgefordert hatten.


Die Eltern Robert und Magdalena Scholl - liberal - christlich und demokratisch eingestellt,
aus einer Familie mit langer pazifistischer Tradition stammend -
durften sich eine Stunde vorher
im Gefängnis Stadelheim in München von ihren Kindern verabschieden.
Der Vater beim Abschied zu seiner Tochter:
"Ihr werdet in die Geschichte eingehen."
Und Sophie: "Das wird Wellen schlagen."

"Nach dem Abschied gingen sie dann ganz furchtlos, 
gelassen und von einem tiefen Enthusiasmus erfüllt",
hat die Schwester Inge Aicher-Scholl*
kurz nach der Hinrichtung notiert.

"Ich habe noch nie jemanden so sterben sehen",
hat der Henker Johann Reichhart,
der auf Veranlassung der Nazis 3000 Menschen köpfte,
nach dem Krieg voller Verwunderung über Sophie Scholl erzählt.

Doch sie war keine Lichtgestalt,
sondern ein ganz normales junges Mädchen jener Zeit,
welches zunächst auch auf die Verführungen der Nazis hereinfiel,
bis die Zweifel, die Fragen kamen und sie
den unmenschlichen Kern dieser Anschauung erkannte.
Sie zog die Konsequenzen aus dieser Erkenntnis mit den bekannten Folgen.

Sophie, Hans und Christoph Probst sind für mich vorbildlich,
was ihre humanistischen Werte wie
Mitmenschlichkeit, Zivilcourage, Toleranz und gesellschaftliches Engagement anbelangt.
Gerade in Zeiten wie diesen,
in denen die Menschenrechtsorganisation Amnesty International
- wie heute berichtet -
beklagen muss:
"Das Schreckgespenst von Angst und Hass 
bildet sich in der Weltpolitik deutlich heraus 
und es gibt wenige Regierungen, 
die sich in diesen unruhigen Zeiten für Menschenrechte einsetzen."

Widerstand ist auch heute notwendig,
da Anschauungen wieder salonfähig werden,
ganze Menschengruppen auszugrenzen.
Noch geschieht das hierzulande hauptsächlich verbal,
aber andere Länder machen es vor.

Über das "Wehret den Anfängen" sind wir schon hinaus.
Sophie Scholl wurde zwischenzeitlich sogar schon von jenen vereinnahmt,
die wieder beginnen, um das Herz der Menschen eine Kette
aus Lügen & Hetze zu legen
( eine gewisse Frau von Zugvogel hatte es in einem Tweet 2016 schon vorgemacht )...








* Kurz vor ihrem Tod im Jahr 1998 hat Inge Aicher-Scholl Tim Pröse gestattet, ihr Manuskript über den Tod ihrer Geschwister, unmittelbar nach deren Tod entstanden, zu lesen und darüber zu schreiben. Bis heute ist es im Münchner Institut für Zeitgeschichte aufbewahrt, aber nicht einsehbar. Tim Pröse hat in diesem Buch über die Schwester der Scholls berichtet.

18 Kommentare:

  1. Widerstand ist lebensnotwendig wenn wir nicht aufstehen und unsere Zivilcourage zeigen- alles andere was in unserem Land passiert treibt in die furchtbare Vergangenheitsideologie, sehen wir ja in manchen Parteien.
    Aufrecht gehen bis in den Tod, welche innere Kraft daraus spricht.
    Ich schätze die Schollgeschwister sehr.
    Danke für deinen Post und Gruß zu dir
    heiDE

    AntwortenLöschen
  2. Als Teenager hab ich ein Buch über die drei in die Hände bekommen. Damals beeindrucken sie mich genau so wie jetzt.

    Danke Astrid, für den Post.
    Die eigenen Position im Kopf zu festigen ist so wichtig.
    Sie rauszuposaunen aus.

    AntwortenLöschen
  3. Danke, dass Du an dieses schreckliche Datum und diese mutigen jungen Menschen erinnerst!
    Liebe Grüße
    Andrea

    AntwortenLöschen
  4. Noch immer denke ich : was für mutige Menschen, und was für ein großes Opfer. Herausragende Menschen, die für Ihre Überzeugungen noch immer zu bewundern sind - auch weil wir die Konsequenzen kennen.

    Man darf nie aufhören zu widersprechen, denn wer schweigt, stimmt zu.

    Ich will nicht in einem Land leben, wo man "das doch auch mal sagen können" darf und dann die Meinungsfreiheit vergewaltigt um rassistischem, sexistischem oder anderem Wahn einen seriösen und demokratischen Anstrich geben will.

    Nein, einiges darf man nicht sagen und bevorzugteweise auch nicht denken. Weil es jeglicher Anständigkeit, Mitgefühl und Mitmenschlichkeit entbehrt.

    Danke für Deinen schönen Blogbeitrag an diesem besonderen Tag !

    Eva

    AntwortenLöschen
  5. Gerade hörte ich im Radio einen Beitrag und dachte, gut, das man das sendet. Wie immer hast du den Finger an der richtigen Wunde.
    VG, Karen

    AntwortenLöschen
  6. Ich hab heute morgen auch daran gedacht.... was für einen Mut sie hatten!
    Liebste Grüße zu dir
    Christel

    AntwortenLöschen
  7. Es ist unglaublich was sie geleistet haben. Da kann man Gänsehaut bekommen. Dieser Mut!
    Liebe Grüße
    Jutta

    AntwortenLöschen
  8. So gut und wichtig,dass Du daran erinnerst.....ihren Geist,Mut und die Konsequenz braucht es heute mindestens genau so sehr....... findet Doro

    AntwortenLöschen
  9. Mich beeindrucken sie tief in ihrem Wissen und ihrem Mut. Ebenso die Eltern. Dass sie unvergessen sind, das ist so wichtig.
    Danke, dass Du heute auch an sie erinnerst und uns daran, was dran ist.
    GLG Sieglinde

    AntwortenLöschen
  10. Es ist mir, aus meiner heutigen, bequemen Komfortzone heraus, unbegreiflich, wie man als junger Mensch einen solchen Mut aufbringen kann und ich habe größte Hochachtung davor. Auch ich habe heute viel an die drei gedacht.

    AntwortenLöschen
  11. Ja, liebe Astrid, so wichtig dieser Gedenktag. Ich habe vor Jahren den Film "Sophie Scholl" gesehen, den mit Julia Jentsch, ein sehr guter und wichtiger Film, der einen total berührt. Wie die jungen Menschen den Verhörmethoden ausgeliefert waren... unglaublich.
    Sie mussten für ihre Haltung gegen das Hitler-Regime sterben.


    AntwortenLöschen
  12. Es ist wunderbar, dass du über sie schreibst, an sie erinnerst. Ich empfinde tiefe Ehrfurcht vor diesen aufrechten jungen Menschen. Liebe Grüße, vom Handy, deshalb "anonym#, irgendwas ist verstellt. Ghislana

    AntwortenLöschen
  13. ich war und bin immer wieder zutiefst beeindruckt von ihr. danke fürs erinnern!
    lg, mano

    AntwortenLöschen
  14. Bin gestern an der Uni vorbei gefahren und habe auch dran gedacht. Hatte im Radio die Gedanken zum Tag gehört. Sie haben an die Geschwister und ihren Drang zur Freiheit erinnert.
    LG
    Henrike

    AntwortenLöschen
  15. Drei so mutige junge Menschen - es war und ist erschütternd -
    Danke für die Erinnerung!!!
    Katja

    AntwortenLöschen
  16. Vielen Dank für diese Erinnerung. Ich kannte weder die unsägliche Tatsache, dass ein Zitat so verwendet wurde, noch das Buch, das ich mir vorgemerkt habe. Herzliche Grüsse, Sibylle

    AntwortenLöschen
  17. "Es fallen so viele Menschen für dieses Regime. Es wird Zeit, dass jemand dagegen fällt." Schon als Jugendliche habe ich den Mut der Geschwister bewundert. Danke für Deinen Text. Liebe Grüsse Maren

    AntwortenLöschen
  18. Du erinnerst an drei wirklich sehr mutige Menschen. Danke dafür. Es ist wichtig zu widersprechen, wenn man in etwas das falsche sieht...den wer schweigt stimmt zu...
    Liebe Grüße
    Bettina

    AntwortenLöschen

Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass dieser und die personenbezogenen Daten, die mit ihm verbunden sind (z.B. User- oder Klarname, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.